Georg Dietzler (DE)

Setzlinge - Orte für Waldstudien

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Georg Dietzler (DE)

Setzlinge - Orte für Waldstudien

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Biografie

Georg Dietzler ist ein in Köln ansässiger Künstler-Kurator, Netzwerker und Berater für Kulturprojekte, inter- & transdisziplinäre Kulturprojekte, Konferenzen und Seminare. Als forschender konzeptueller Künstler entwickelt er Zukunftsmodelle, -szenarien, soziale, ökologische und grenzüberschreitende gesellschafts-politische Art. Dietzler ist für seine experimentellen Arbeiten zu Landschaftsthemen, Natur-Kultur-Beziehungen, Naturstudien und den Einsatz von Pilzen in der Bioremediation bekannt.

Katalog (Deutsch)

Mir war es wichtig, möglichst wenig Material in den Wald zu bringen. Es geht darum, Sinne zu schärfen. Entschieden habe ich mich, kleine Landschaftszeichnungen, kleine gefundene Holztäfelchen beschriftet mit Graphit, an mir interessante Orte im Wald zu setzen.

Den Wald erleben, staunen – haben Bäume einen eigenen Klang? Wald mit anderen Augen sehen, mit mehr Achtsamkeit erfahren. Jeder Baum klingt anders, sagt der Ornithologe David George Haskell. Man müsse nur richtig zuhören. Wer kann noch eine Buche anhand ihres Klangs erkennen? Die botanische Vielfalt wird beschallt – die Bioakustik der Wälder ist die Klangwelt der Lebewesen und ihrer Umgebung.

Die Größe und Form der Blätter, vor allem wenn es windet oder regnet, hört man die Unterschiede. Wenn Regentropfen auf die Blätter fallen, klingt es bei manchen Bäumen wie ein metallisches Scheppern, bei anderen wie ein gedämpfter, klarer, hölzerner Schlag und wieder bei anderen wie das Tippen einer Schreibmaschine. Die weichen Frühjahrsblätter verhärten bis sie im Herbst absterben. Im Lauf der Jahreszeiten verändern sich die Klänge der Laubbäume, des Waldes insgesamt, durch sich stetig ändernde Pflanzen- und Tierpopulationen, sowie Waldnutzung.

Nehmen Sie sich etwas Zeit auf einem der Setzlinge Platz zu nehmen. Sobald sie dort etwas zur Ruhe kommen entdecken sie den stadtnahen Wald mit anderen Augen – hören, riechen, fühlen. Wie noch immer in der wissenschaftlichen Forschung entdecken Neugierige durch Beobachtungen im Lauf der Zeit viele Kleinigkeiten, notieren, zeichnen, fotografieren, filmen oder erzählen darüber. Dies weckt Neugier auf mehr. Wann immer ich einen Setzling wiederholt aufsuche, entdecke ich immer Neues: Pflanzen, Tiere, Klänge, die mir zuvor nicht aufgefallen sind, oder die nicht da waren. Auf Nebenpfaden, über Umwege werden immer wieder neue Erkenntnisse gefunden. Alexander von Humboldt entdeckte mit Künstlern und Wissenschaftlern die Natur. Manchmal, zur Ungeduld seiner Begleiter, verharrte er stundenlang an einer Stelle, entdeckte, sammelte, dokumentierte, zeichnete dabei, ohne zu wissen, warum ein winziges Detail wichtig sein könnte. A. von Humboldt und L. van Beethoven suchten nach Inspirationen in der Natur, wie auch J. W. von Goethe und F. W. J. Schelling. Sie studierten stundenlang Natur, ohne zu wissen, ob ein Ergebnis von Nutzen sein könnte.

Catalog (English)

My conceptual forest art approach places as little material as possible into the woods. Decided I only have fourteen small landscape drawings small found wooden tablets labeled with graphite to mark interesting places in this woodlands. Seeing the forest with different eyes, with more awareness.

Exploring the forest I can be amazed – do have trees, woodlands, each individual leaf have their own sounds? Every tree sounds different, says ornithologist David George Haskell. You just have to listen properly. Who can recognize a beech by its sound? Botanical diversity is sonified – woodland bioacoustics is the sound world of living things and its surroundings. The size and shape of leaves, especially when the wind blows or the rain falls, you can hear the differences. When raindrops fall on leaves, some trees sound like a metallic clatter, others like a muffled, clear, wooden punch and others like typing on a typewriter. In spring, the soft leaves, they harden and die in autumn, as the seasons, plant and animal populations, forest use change, the sounds of woodlands are changing.

Take some time to sit with one of the seedlings. As soon as you get some rest there, you discover the forest close to the city with different eyes, hearing, smelling, feeling. As is still the case in scientific research, curious people discover many small details, making notes, drawings, photographs, films or stories about them through observations. This awakens curiosity for more. Whenever I visit a seedling repeatedly, I always discover new things, plants, animals, sounds that I did not notice before, or that were not there. On side paths and detours new knowledge is found. Alexander von Humboldt discovered nature with artists and scientists. Sometimes, to the impatience of his companions, he spent hours in one place, discovering, collecting, documenting, and drawing, not knowing why a tiny detail might be important. Seedlings may counteract tendencies of our often hectic lives. A. von Humboldt and L. van Beethoven sought inspiration in nature, as J. W. von Goethe and F. W. J. Schelling did. They spent hours studying nature without knowing if a result could be of use.