Joachim Jacob / Florian Schneider (DE)
Crossing the Valley. The Metamorphosis of Decay
Biografie
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Joachim Jacob, 1959 in Bremen geboren, studierte Biologie, Philosophie und Architektur. Er lebt und arbeitet seit 2001 als freier Künstler in Hamburg und stellt seit 1997 aus. Neben früher Begeisterung für Photographie, verstärkte sich über die Studien die Neugierde an räumlichen Formen und Oberflächen. Räumliche Strukturen in der Natur, im Ornament, in der Landschaft und in Architekturen gehören zum Feld der künstlerischen Untersuchungen über das Architektonische, die Raumkunst. Der Gebrauch von ephemeren Materialien, ihr metamorphotisches Potential und ihre Einflüsse auf die architektonische Form und die Raumwahrnehmung beschreibt einen wichtigen Faktor seiner Arbeit. Zu Beginn jeder Arbeit steht die unabdingbare Analyse des Ortes, die zu einer künstlerischen Intervention führt. Durch die Untersuchung des Ortes, der Hinzuziehung von Theorien und spontanen Erinnerungen entsteht eine Idee für den Ort, die als Raumexperiment sich materialisiert. Diese meist begehbare Komposition, eine Raumstruktur, ist per se ein sozialer Raum für Wahrnehmungen des Selbst und des umgebenden Raumes und damit der Natur. Vier große Art-in-nature-Arbeiten exisiteren noch in Canada (ab 2012), in Neuenburg/Friesland (ab 2015), Schweden (ab 2017) und in Darmstadt (ab 2018). Kunstgeschichtliche Bezüge/Architektonische Landschaftskunst: L. B. Alberti, Fr. Borromini, Balth. Neumann, De Stijl, F. L. Wright, Le Corbusier, H. Scharoun, H. Bienefeld, P. Zumthor, F. E. Walther, H. Prigann, T. Ando, SANAA u. a. m.
Dr. Florian Dirk Schneider, Jahrgang 1981, ist Ökologe und Umweltwissenschaftler. Seine Promotion zu den Artgemeinschaften am Waldboden wurde durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt gefördert. Nach Forschungsprojekten am CNRS Montpellier und am Senckenberg Biodiversität und Klima-Forschungszentrum arbeitet er aktuell am Institut für Sozial-ökologische Forschung ISOE in Frankfurt a. M. und lehrt an der Technischen Universität Darmstadt. Ihn beschäftigen Themen der biologischen Vielfalt, wie das Insektensterben infolge menschlicher Landnutzung und die funktionelle Komplexität von Ökosystemen. Dabei gehen seine Interessen über die Grenzen der eigenen Disziplin hinaus: In Kooperationen mit Gesellschafts- und Geisteswissenschaftler_ innen erforscht er den Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Gesellschaft.
Katalog (Deutsch)
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Die Installation
Crossing the Valley, 2018 – Die Metamorphose des Zerfalls
eröffnet sensorische Erfahrungs- und Erkenntnisräume für die komplexen ökologischen Prozesse und die Vielfalt der Organismen, die fruchtbaren Boden als Zerfallsprodukt entstehen und zum Ausgangsstoff neuen Lebens werden lassen. Die Installation visualisiert den Zerfall von Totholz und dessen Metamorphose in guten Mutterboden.Das Auffinden eines bestimmten Ortes, das Verstehen und Lesen seiner Geschichte/n steht am Anfang einer künstlerischen Intervention. Im Dezember fanden wir die vielen durcheinander liegenden, toten Baumstämme im Tal des Herrgottsbergbaches vor. Der Ort gibt Inspiration, Künstler und Wissenschaftler wiederum bringen etwas von außen mit: Bilder und Erklärungen.
Die gerade Gradientenlinie quert oberhalb des Goetheteiches das kleine Bachtal und ist aus Baumstämmen gelegt, die – ähnlich einem Forschungsexperiment – entsprechend ihres Zersetzungsgrades geordnet sind. Die S-förmige Integrallinie bildet das konzeptuelle Komplement, das an drei Stellen zur Architektur wird und mit den vielfältigen Durchblicken auf die Gradientenlinie zum Erkenntnis- und Erfahrungsraum werden kann. BesucherInnen sind hier eingeladen, sich über die Ökologie des Zerfallsprozesses zu informieren. Ein Plateau lädt zum Nachsinnen ein und kann für Performances und Vorträge genutzt werden.
Der interdisziplinäre Dialog des Künstlers Joachim Jacob und des Ökologen und Umweltwissenschaftlers Dr. Florian D. Schneider reflektiert auch den Erkenntnisweg in Kunst und Wissenschaft durch Begreifen und Beschreiben kontinuierlich fließender Naturprozesse.
Die Natur muss gefühlt werden, wer sie nur sieht und abstrahiert, kann […] Pflanzen und Tiere zergliedern, er wird die Natur zu beschreiben wissen, ihr aber selbst ewig fremd sein.
— Alexander von Humboldt an Johann Wolfgang von Goethe, 1810
Die Integration der Metamorphose, als ein entscheidendes Gestaltungsprinzip in der künstlerischen Arbeit, verändert unsere Auffassung von Kunst und erweitert die Wahrnehmung der Umwelt. […] So wird Natur und Kunst zu einer Einheit im Dialog.
— Herman Prigann, 1996
Catalog (English)
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With
Crossing the Valley – The Metamorphosis of Decay
, artist Joachim Jacob and ecologist/environmental scientist Florian D. Schneider open a sensory space to experience and explore the complex ecological processes and the diversity of organisms that produce fertile soil as a source of new life. Their installation visualises the process of decay that transforms dead wood into fertile soil.Finding a specific site and reading and understanding its history is the profound beginning of an artistic intervention. So, in December 2017 we discovered the many trunks of trees spread around in the little creek of Herrgottsbergbach. The site provides inspiration, while artist and scientist impose something external: overlaying images and explanations.
The straight gradient line crosses the small valley above the pond Goethe-Teich and is made of tree trunks, which – like a research experiment – are ordered according to their degree of decomposition. The S-shaped integral line forms the conceptual complement, which becomes architecture in three places and, with its various points of views on the gradient line, can become a space of recognition and pure experience. Visitors are invited to learn about the ecology of the decay process. A plateau serves as a place for meditation and can be used for performances and lectures.
Jacob and Schneider’s interdisciplinary dialogue reflects on the inner workings of art and science as cultural processes and how they are forming our concepts of continuously flowing, natural processes.
Nature must be experienced; whoever only sees and abstracts, can dissect plants and animals, but will never know to explain nature and be eternally unfamiliar with it.
— Alexander von Humboldt an Johann-Wolfgang von Goethe, 1810
The integration of metamorphosis, as a crucial design principle in artistic work, alters our conception of art and extends the perception of the environment. […] Thus, nature and art become a unity through dialogue.
— Herman Prigann, 1996